Der Waschkessel
So ein Waschkessel stand früher in jeder Waschküche. Man konnte viel mit ihm anfangen. Beim Schlachten daheim im Haus konnte man ihn gut gebrauchen. Zum Brühen brauchte man heißes Wasser. Dann, etwas später, wurden das Fleisch und die Wurst gekocht. Das wollte gekonnt sein. Nicht zu heiß und nicht zu kalt, und nicht zu lang und nicht zu kurz. Man musste ab und zu auf die Uhr schauen. Dicke Würste brauchten länger als dünne. Beim Fleisch galt dasselbe. Für die richtige Hitze hat man ein Thermometer in den Kessel gehängt. Beim Fleisch konnte die Brühe sprudeln, bei der Wurst durfte sie nicht sprudeln, sonst sind sie aufgeplatzt.
In Hutzdorf wurde geschlachtet. Der älteste Sohn stand am Wurstkessel und hat kräftig angelegt. Da kam der Nachbar und schaute in den Kessel, wie die Würste Purzelbäume schlugen und sagte: „Kerle, Kerle, was schlägt die Wurstbrühe Wellen!“ Sie haben Wasser ins Feuer geschüttet, aber es hat nichts genutzt. Alle Würste waren aufgeplatzt. Da sagte der Junge betröbbelt: „Das gibt aber eine gute Wurstsuppe.“
Der Buisch Opa und sein gutes Wägelchen
Der Buisch Äepp – Hans, der Äellervadder (Opa) von deiner Frau – das war ein richtig guter Kerl. Aber wenn einer sein gutes Wägelchen borgen wollte, das hatte er nicht so gerne. Meistens, wenn die Leute im Winter Mist fahren wollten, dann sind sie zu Buisch gegangen und wollten sich das gute Wägelchen mal borgen. Aber der Äepp war ja kein Dummer. Wenn er mit dem Mistfahren fertig war, hat er ein Rad rausgemacht, auf den Scheunenboden geschafft und unterm Stroh versteckt. Und wenn dann jemand kam und wollte sein gutes Wägelchen borgen, hat er einfach gesagt: „Ich hätte euch ja gern das Wägelchen geborgt. Aber als ich das letzte Mal auf den Rotacker gefahren bin, da ist mir doch ein Rad kaputt gegangen und das ist noch nicht geflickt. Du kannst ja in die Scheune gehen. Da steht das gute Wägelchen – auf drei Rädern.“
Dee Sau moss zom Waetz
Die Sau muss zum Waetz. Schniedesch Hei wollte die Sau zum Waetz bringen. Die Sau wollte aber nicht laufen, also denkt er sich: „Ich schiebe sie mit der Schubkarre.“ Dann nimmt er die Schubkarre und schiebt die Sau zu Heile Waetz. Nach einer Stunde kommt Heile Hannes und sagt zu Schniedesch Hei: „Die Sau hat viel Freude an unserem Waetz gehabt. Du kannst sie jetzt wieder heimschieben.“ So schiebt der Hei die Sau wieder heim und bringt sie in den Stall. Am nächsten Morgen geht Schniedesch Hei in den Schweinestall und sieht die Sau neben der Schubkarre sitzen und lacht.
Der gusseiserne Bräter
Früher gab es in jedem Haus einen gusseisernen Bräter, für Schwein, Hase, Hähnchen und Gans. Im Winter zu Weihnachten wurde eine schöne große Gans geschlachtet, die Federn gerupft und für Bettdecken und Kissen gesammelt. Die Gans wurde über Feuer am Kochherd gesengt, die Federkiele rausgerupft, der Bürzel rausgeschnitten und gewaschen, der Bauch aufgeschnitten und die Eingeweide rausgeholt. Von den Flügeln und vom Blut wurde eine Suppe gekocht. Das war der Gänsepfeffer. Das schmeckte gut. Jetzt hatte die Bauersfrau oder die Magd Herz, Leber, Magen, Zwiebeln, Weck, Salz und Pfeffer durch die Fleischmühle gedreht. Das ist das Füllsel für den Bauch von der Gans. Dann wurde die Haut mit Zwirn zusammengenäht. Jetzt wurde die Gans in den Bräter gelegt und gebraten. So eine Gans die brauchte schon ihre Zeit.
Weihnachten war schon ein besonderes Fest. Alle haben sich auf das Mittagessen gefreut. Gänsebraten mit Hewes (Kartoffelklöße) und Rotkraut. Am Weihnachtsmorgen hörte man schon die Kirchenglocken läuten. Jetzt ging es in die Kirche. Nur die Magd blieb daheim. Und alle haben sich ums Essen gesorgt. Die Gans im Topf, wie hat die so gut gerochen! Und die schöne braune Haut! Da hat die Magd gedacht: „So einen Fetzen Haut rupf ich mir mal runter.“ Nun lag sie da, so zerrupft und weiß. Die Magd, erschrocken, greift sich an den Kopf und rief: „Gänschen häute dich! Gänschen häute dich!“ So wie bei der Milch. Wenn die steht, gibt es auch eine neue Haut. Und alles wäre gut.