Schlitzer Mundart - Bee schwaetze dee Lied im Schlitzerlaand?
Was ist eigentlich ein Schwoarzebeerkaamb und wofür braucht der Bauer einen Haurebber? Wie hat man früher im Schlitzerland die Kinder in den Schlaf gesungen und auf welchem Weg kamen wichtige Bekanntmachungen ins Dorf? Und warum hat das Schlitzerländer Platt zwar sieben Wörter für Regen, aber kein einziges für Gastfreundschaft?
Im Winter 2015/2016 haben sich ein paar Schlitzerländer im Buisch ahl Huss zusammengesetzt um von ihren liebsten Dingen im Museum zu sprechen und alte Anekdoten zu erzählen. Natürlich auf Schlitzerländer Platt. Joachim Weitzdörfer hat die Geschichten und Beschreibungen aufgenommen und wir stellen hier im nächsten Jahr jeden Monat zwei neue Aufnahmen mit Anekdoten und „Lieblingsstücken“ vor. Auch einige Gedichte von bekannten Schlitzerländer Mundartdichtern sind hier zu hören und zu lesen. Für „Platt-Anfänger“ gibt es dazu immer auch Informationen auf Hochdeutsch.
Schlitzer Mundart
Gedichte und Anekdoten
Lieblingsstücke
Die Gastfreundschaft
Wenn ich in Fraurombach in die Küche komme, dann wird mir immer wieder klar, dass man sich gefreut hat, wenn jemand zu Besuch kam. Wenn nämlich früher Gäste kamen, dann wurden die zum Essen eingeladen. Und wer außerhalb der Mahlzeiten kam, den fragte die Buisch Frau, ob er eine Kleinigkeit „neiseln“ will.
Da kam mal der Vetter Konrad aus Queck, als an die nächste Mahlzeit noch nicht zu denken war. Katharina fragte ihn, ob er bis zum Mittagessen warten wollte. Da sagte Konrad, er hätte daheim schon gegessen, aber eine Kleinigkeit könnte er jetzt schon vertragen. Und was ist dann passiert? Der Konrad hat das angebotene Essen so in sich reingeschaufelt, dass man es mit der Angst zu tun bekommen konnte. Beim Abschied sagte dann der kleine Schorsch zu ihm: „Vetter Konrad, beim nächsten Mal ist es besser, du isst deine Kleinigkeit daheim und bei uns isst du dann nur zu Mittag.“
Der Fuldamüller
Früher, als der Strom erfunden wurde, so um neunzehnhundert rum… Der Remicher Fuldamüller war schon immer ein fortschrittlicher Kerl. Damals hat er doch gleich so eine Strommaschine, oder auch Dynamo genannt, angeschafft, zwei Drähte ins Dorf gelegt, jedes Haus bekam eine Lampe, eine ins Haus und eine in den Stall. Die Lampe im Haus wurde im Fenster, das zwischen Küche und Hausflur war, aufgehängt. So war es in der Küche und auch im Hausflur gleichermaßen hell.
Wenn es dann abends dunkel wurde, hat der Fuldamüller den Riemen auf den Dynamo geworfen und schon hatte im Dorf jeder Licht. Schalter zum An- und Ausmachen gab es noch nicht. Und wenn der Fuldamüller dann am Abend müde war, so um zehn oder elf, warf er den Riemen einfach wieder runter, ging ins Bett, und im Dorf war’s wieder dunkel.
Das Butterfass
Ich erzähle euch heute etwas über das Butterfass. Schon 1796 hat Georg Pessler, das war ein Pfarrer, von so einem Butterfass geredet. Das Butterfass ist ein Holzfass und sieht aus wie ein abgeschnittener Kegel. Oben hat es ein Loch, das ist zehn Zentimeter im Durchmesser und unten am Boden ungefähr 15 Zentimeter. Dann ist ein Deckel oben drauf und in der Mitte des Deckels ist ein Loch von ungefähr zwei Zentimetern. Durch das Loch kommt ein Stab, an dem unten eine zwei Zentimeter starke Holzscheibe sitzt. In der Scheibe sind eine ganze Menge gebohrte Löcher.
Das Ding funktioniert wie ein Kolben beim Auto: die abgeschöpfte Sahne von der Milch drückt sich durch die Löcher und wenn man eine halbe Stunde ordentlich gearbeitet hat, wird sie zu Butter. Das Fass ist wie ein Weinfass eingefasst. Zwischen die einzelnen Lamellen ist Wachs gedrückt und ausgestrichen wird es mit Harz, damit es dicht ist.
Wenn die Butter dann fertig ist, wird sie in einen Model gedrückt. Da bekommt sie eine wunderschöne Form und auch noch ein schönes Muster an der Oberfläche. Heutzutage benutzen die Cateringfirmen wieder diese Model aus Holz, damit die Butter schön aussieht, wenn sie auf die Essenstafel kommt. Das war das Butterfass.