Das Strommachen im Winter
Das Strommachen im Winter. Im Winter war das noch ein Problem. Bevor die Turbine angeschafft wurde, lief ja noch das Wasserrad. Wenn es kalt wurde und das Wasser am Mühlrad gefror, konnte das Rad nicht gleichmäßig laufen. Wenn es hoch ging, war es schwer und die Maschine lief langsam. Entsprechend wurde der Strom auch weniger. Und so wurden die Lampen im Dorf dunkler. Wenn die schwere Seite von oben nach unten ging, lief das Rad schneller, es gab mehr Strom und so waren die Lampen im Dorf wieder heller. Und so wusste jeder Remicher, ohne dass er vor die Tür gehen musste: Es ist halt Winter.
Was man dazu noch anmerken könnte: Das flackernde Licht im Winter war eine Sache. Eine ganz andere war es für den Müller, das festgefrorene Mühlrad überhaupt freizubekommen. Da musste dann schon mal die ganze Familie in den Mühlgraben steigen und mit Äxten die Eisschicht um das Mühlrad herum aufhacken. Das konnte ganz schön gefährlich werden: Wenn sich das Rad zu drehen begann, musste man sich eilig aus der Gefahrenzone bringen. Und das womöglich als Frau mit vom Wasser klatschnassen, schweren Trachtenröcken. Die „gute alte Zeit“ sah, was Arbeitssicherheit anging, oft nicht gerade rosig aus.