Die Muttersprache
Die Muttersprache bleibt einem das ganze Leben lang erhalten, ob man will oder nicht. Was man auch tut oder denkt, die Muttersprache ist immer dabei. Die Sprache der Leute, von denen man das Sprechen gelernt hat, wird man sein Leben lang nicht vergessen.
Trotzdem haben sich die Leute im Schlitzerland jetzt der vornehmen Sprache zugewandt. Manche meinen sogar, es wäre falsch, so zu sprechen, wie es die alten Leute schon immer getan haben. Auch wegen dem Lehrer in der Schule. Soll uns doch der Teufel holen, seit tausend Jahren war doch alles klar! Und wie hat der Bauer schon zu seinem Heinrich gesagt: "Wenn ich unsre Katze nach Gießen schicke und hole sie nach drei Jahren zurück, dann schreit sie noch genauso wie die Katzen, die so lange zuhause gesessen haben."
In der Schlitzerländer Muttersprache ist ein Wässerchen "eine Bach" und ein steiler Rain ist eine "Retsch". Wenns regnet, gibts auf der Gasse eine "Petsch" und wer ins Bett geht, legt sich um. Eine Straßenkurve ist eine "Kremm" und ein Häuschen eine "Hett". Eine Margarete gibt's im Schlitzerland schon gar nicht, die heißt "Grett". Und wer dich auf den Arm nehmen und veräppeln will, der ist ein "Dormel" und ein "Bloasekopp". Wenn einer schnell wächst, dann schießt er ins Kraut und ein anständiger "Borschd" geht zu seiner Braut. Und das ist auch für mich das Beste. Ich wünsche euch ein schönes Trachtenfest!
Freie Übertragung ins Hochdeutsche: Brigitte Lips