Der gusseiserne Bräter
Früher gab es in jedem Haus einen gusseisernen Bräter, für Schwein, Hase, Hähnchen und Gans. Im Winter zu Weihnachten wurde eine schöne große Gans geschlachtet, die Federn gerupft und für Bettdecken und Kissen gesammelt. Die Gans wurde über Feuer am Kochherd gesengt, die Federkiele rausgerupft, der Bürzel rausgeschnitten und gewaschen, der Bauch aufgeschnitten und die Eingeweide rausgeholt. Von den Flügeln und vom Blut wurde eine Suppe gekocht. Das war der Gänsepfeffer. Das schmeckte gut. Jetzt hatte die Bauersfrau oder die Magd Herz, Leber, Magen, Zwiebeln, Weck, Salz und Pfeffer durch die Fleischmühle gedreht. Das ist das Füllsel für den Bauch von der Gans. Dann wurde die Haut mit Zwirn zusammengenäht. Jetzt wurde die Gans in den Bräter gelegt und gebraten. So eine Gans die brauchte schon ihre Zeit.
Weihnachten war schon ein besonderes Fest. Alle haben sich auf das Mittagessen gefreut. Gänsebraten mit Hewes (Kartoffelklöße) und Rotkraut. Am Weihnachtsmorgen hörte man schon die Kirchenglocken läuten. Jetzt ging es in die Kirche. Nur die Magd blieb daheim. Und alle haben sich ums Essen gesorgt. Die Gans im Topf, wie hat die so gut gerochen! Und die schöne braune Haut! Da hat die Magd gedacht: „So einen Fetzen Haut rupf ich mir mal runter.“ Nun lag sie da, so zerrupft und weiß. Die Magd, erschrocken, greift sich an den Kopf und rief: „Gänschen häute dich! Gänschen häute dich!“ So wie bei der Milch. Wenn die steht, gibt es auch eine neue Haut. Und alles wäre gut.