Bee schwaetze dee Lied im Schlitzerlaand?
Schwaetze mir Hessisch?
Im Schlitzerland wird Platt geschwätzt. Natürlich kein Plattdeutsch, wie an der Waterkant, aber eben auch kein "Hessisch". Denn das, "was heute noch als Mama-Hesselbach-Hessisch aus dem Bildschirm quillt," schrieb Helmut Vollmöller 1991 in seinem "Lauterbacher Wörterbuch", habe "mit unserem Dialekt so viel zu tun wie die Kuh mit'm Kraebbelbacke."
Was Vollmöller über den Lauterbacher Dialekt sagt, gilt für das Schlitzerländer Platt genauso. Dialekt- und Verwaltungsgrenzen sind jedoch oft zwei Paar Schuhe. Obwohl Schlitz wie Lauterbach im Vogelsbergkreis liegt, gehört das "Schlitzerländer Platt" zu den osthessischen Dialekten, genauso wie die Mundarten des Fuldaer Lands und der Rhön.
Oft hört man für die Dialekte, die in Hessen gesprochen werden, trotzdem die einheitliche Bezeichnung "Hessisch". Sprachwissenschaftlich ist das falsch, denn die Unterschiede zwischen der osthessischen Mundart und dem westlich angrenzenden Mittelhessischen und dem Südhessischen sind enorm, sowohl in der Aussprache, als auch im Wortschatz und in den Strukturen der Grammatik.
Das sieht man am besten im direkten Vergleich:
Mir honn e Muus em Huss. (Pfordt/ Schlitzerland)
Mir hoo e Maus im Haus. (Hopfmannsfeld/ Vogelsberg)
Wir haben eine Maus im Haus.
Das häettmer messt mach. (Pfordt/ Schlitzerland)
Das hättmer mache musse. (Hopfmannsfeld/ Vogelsberg)
Das hätte man machen müssen.
Wie in anderen Regionen, sprechen auch im Schlitzerland immer weniger Leute Dialekt. Es gibt zwar Versuche, das "Platt" oder "Blatt" vor dem Aussterben zu bewahren. Neben dem Trachten- und Volkstanzkreis sind private Stammtische und Mundartdichter aktiv und auch in vielen Familien wird (noch oder bewusst wieder) Platt geschwätzt. Die Zahl der Dialektsprecher nimmt dennoch immer mehr ab.
Das wird diese Internetseite nicht ändern können. Aber wir möchten unseren Besuchern gerne einen Eindruck vermitteln, wie sich das Schlitzerländer Platt anhört, und so einen kleinen Beitrag zu seiner Erhaltung leisten. Eine ganze Reihe Schlitzerländer haben Gedichte und kleine Anekdoten auf Platt verfasst, die heute noch erzählt werden. Meistens lassen uns diese Texte auch ahnen, wie das Leben hier früher gewesen sein muss - und oft sind sie mit einer gehörigen Portion Humor gewürzt.
Schwierig ist dabei für die "Uuswärdiche" oft das Lesen. Der Dialekt ist eine gesprochene Sprache, es gibt keine Rechtschreibnorm. Zwei Personen schreiben deshalb dasselbe Wort oft völlig anders. Dazu kommen zum Teil deutliche Ausspracheunterschiede schon zwischen einzelnen Dörfern des Schlitzerlandes.
Deshalb gibt's auf unserer Seite jetzt etwas "auf die Ohren": Ein Jahr lang stellen wir hier zweimal im Monat einen neuen Text vor, den Sie anhören und teilweise auch nachlesen können. Für "Platt-Anfänger" wird es dazu immer auch eine Übertragung ins Hochdeutsche geben.
Ach ja, wer jetzt bei dem Wort "Platt" immer noch an Norddeutschland denkt, wo die Menschen "Plattdütsch snacken", der wird spätestens beim Weiterlesen und Hören feststellen, dass unser Schlitzerländer Dialekt damit ungefähr so viel gemeinsam hat wie ein Stück Schlitzerländer Bloatz mit einem Fischbrötchen.