Wie dem Fuldamüller ein Licht aufging
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts konnten die Remicher ihre Nachbarn im Schlitzerland locker in den Schatten stellen. Als in Fraurombach 1902 die ersten elektrischen Lichter angingen, lag Schlitz noch weitere acht Jahre im Schein der Öllampe.
Es war der Remicher „Follmeller“ Adam Fischer, der als erster Müller im Schlitzerland ein Dorf mit Elektrizität versorgte. Die Anlage wurde entsprechend umgerüstet und die Fraurombacher konnten den so gewonnenen Strom gegen eine Gebühr nutzen.
Die Kosten errechneten sich direkt aus der Anzahl der Lampen: Die meisten Haushalte ließen eine, zwei oder drei Lampen anschließen und mussten dafür einen Preis von jährlich 3 Mark pro Lampe zahlen. Drei Mark? Das kann man bei den heutigen Strompreisen kaum glauben, aber man muss die Zahl natürlich in Relation setzen: Zwischen 1895 und 1905 verdiente zum Beispiel ein Handweber im Altkreis Lauterbach im Durchschnitt 2 Mark pro Tag. (1)
Der Müller hatte sich aber verkalkuliert. Nach 7 Tagen Vertragslaufzeit wurde der Preis neu festgesetzt: auf 4 Mark pro Lampe!
Mit der Zeit ließen sich auch andere Schlitzerländer Müller von dieser Idee anstecken. 1903 setzte Karl Goppel in der Pfordter Fuldamühle eine Anlage in Gang, 1909 ging den Schlitzer Grafen in der Hallenburg ein Licht auf, und 1910 auch in Schlitz selbst. Andere Dörfer folgten teilweise erst Jahre später.
Was es übrigens zu dieser Zeit noch nicht gab, waren Lichtschalter. War ja auch nicht nötig. Wenn der „Follmeller“ das Licht einschaltete, gingen in Romich alle Lampen an. Und wenn er ins Bett ging, mussten das die übrigen Remicher eben auch tun… oder wieder zur Öllampe greifen.
(1) Siehe: Hahn, Heinrich: Geschichte der Handweberei im Schlitzerland. Schlitz 1978.