Die Wandmalereien
Wer die Fraurombacher Kirche von außen betrachtet, sieht eine hübsche Dorfkirche, die mit ihrem spitzen Turm den Ort überragt und schon von weitem zu erkennen ist. Wer kann schon ahnen, dass er in ihrem Inneren einem byzantinischen Kaiser begegnen wird?
Das Kirchengebäude wurde in romanischer Zeit erbaut, später kamen ein gotischer Chor und im 17. Jahrhundert das Fachwerk-Obergeschoss hinzu. Der Haupteigang führt von der Westseite durch einen Rundbogen, über dem sich im Inneren die 1799 erbaute Orgel befindet. Besucher betreten die Kirche jedoch meist durch die niedrige Seitentür, in gezwungenermaßen geduckter Haltung. Wenn sie ihre Köpfe dann wieder heben, bietet sich ihnen ein unerwarteter Anblick. An den Wänden sieht man eine mittelalterliche Heiligenlegende, dargestellt auf fast 700 Jahre alten Wandmalereien.
Die Bilder zeigen die Legende des byzantinischen Kaisers Heraklius, der im Mittelalter im Zusammenhang mit der Heilig-Kreuz-Legende bekannt war. Vor allem aber sind hier wundersame Szenen aus seiner Kindheit und Jugend zu sehen, in denen Heraklius seine ganz besonderen Fähigkeiten beweisen konnte. So fand er einen Stein, der seinen Träger unverwundbar machte, und konnte zeigen, dass er schon als Kind mehr von Pferden verstand als jeder Erwachsene. Später wurde er Kaiser und eroberte das Heilige Kreuz von den Persern zurück.
Was hat nun ein oströmischer Kaiser in der Fraurombacher Kirche verloren? Es gibt dazu keine historischen Quellen, aber eine ziemlich plausible Theorie: Um 1330, als die Wandmalereien entstanden, unterstand die Kirche dem Kollegiatstift „Zum Heiligen Kreuz“ in Hünfeld. Diese hatten natürlich Interesse daran, ihren Einfluss inhaltlich, im Bildprogramm der Wandmalereien, kenntlich zu machen. So lief eben Marketing im 14. Jahrhundert…
Die kleine Seitentür der Kirche ist übrigens tagsüber offen (Achtung: Kopf einziehen!) und es werden Führungen angeboten. Mehr Informationen gibt es beim Förderverein Fraurombacher Wandmalereien und bei Hans Feick.