Wer ist „Frau Rombach“?
Wer heute einen Straßenatlas aufschlägt, findet bei Fraurombach oft noch den Hinweis auf eine Wallfahrtskapelle. Auf evangelischem Boden? Wie kann das sein? Und wer ist eigentlich Frau Rombach?
Die Antwort auf diese Frage führt uns viele Jahrhunderte zurück. Der Mönch Sturmi gelangte im Jahr 742 auf der Suche nach einem Klosterbauplatz durch die Wildnis Buchoniens auch nach „Ruhenbah“, ins heutige Fraurombach. Vom neuen Kloster Fulda aus begannen die Mönche, die hier lebenden germanischen Chatten zum christlichen Glauben zu bekehren. Um eine bessere Verbindung mit dem Bischofssitz in Fritzlar zu schaffen, wurden Talwege entlang der Fulda gebaut, auf denen Bonifatius wohl auch das Schlitzerland durchquerte. Einige Brunnen an dieser alten Wegstrecke werden als „Foatzbörnchen“ (Bonifatiusbrunnen) auf einen treffsicheren Stoß mit seinem Hirtenstab zurückgeführt und bei Ober-Wegfurth liegt der Goldstein, ein großer Sandsteinfels, auf dem der englische Missionar gepredigt haben soll.
Die Gegend war damals spärlich besiedelt. Unter dem Namen Ruhenbah muss man sich deshalb auch zunächst kein zusammenhängendes Dorf vorstellen. Es bestand vielmehr aus mehreren verstreuten Siedlungsteilen im Rombach- und Breitenbachtal sowie auf der gegenüberliegenden Fuldaseite. Erst um das Jahr 1000 bildeten sich dörfliche Gemeinschaften mit Kirche und Friedhof.
Dabei entstand das Gericht Rombach mit den Dörfern Ober- und Niederrombach. Das waren die heutigen Dörfer Michelsrombach am Oberlauf des Bachs und Fraurombach am Unterlauf; das heutige Oberrombach dagegen wurde zuerst unter dem Namen Johannesrombach erwähnt. Das Gericht Rombach unterstand zunächst den Gerichtsvögten von Rombach, gelangte aber 1332 zum Gericht Schlitz. Aus dem Kirchspiel Rombach wurden 13 Jahre später zwei Pfarreien: Weil der Weg doch recht weit und bei schlechtem Wetter oft kaum passierbar war, trennte man die untergeordnete Kirche im heutigen Fraurombach, die der Heiligen Jungfrau Maria geweiht war, von der Mutterkirche, der Michaelskirche im heutigen Michelsrombach. Die Fraurombacher Kirche wurde damit zur eigenen Pfarrkirche.
Sie soll, so heißt es, ein Ziel für Marienwallfahrten gewesen sein. Einige Indizien sprechen dafür: So kann das Obergeschoss der Kirche als Pilgerlager gedient haben und an der Südseite des Gebäudes herausragende Hausteine sollen das Dach für weitere Pilgerunterkünfte getragen haben. Auch lange nach der Reformation, die Fraurombach 1563 mit Schlitz protestantisch werden ließ, sollen noch im 20. Jahrhundert Mönche regelmäßig die Fraurombacher Kirche besucht haben.
Im Jahr 1470 taucht erstmals der Ortsname „Frauwenrombach“ auf. Das Patrozinium der Kirche „zu unserer lieben Frau“ war damit in den Ortsnamen integriert worden. Die „Frau“ in Fraurombach ist also die Jungfrau Maria.
Der Volksmund hat allerdings eine wesentlich einfachere Erklärung parat: Einmal soll ein Mann mit seiner Frau Töpfe von Schlitz in das Dorf getragen haben. Als es daran ging, den Bach zu überqueren, soll er ihr zugerufen haben: „Frau, romm um dee Bach!“ Mir hat diese Erklärung nie ausgereicht: Schon als Kind war ich überzeugt, dass die beiden nicht allein gewesen sein konnten. Außerdem musste ihr Weg sie noch weiter bachaufwärts geführt haben. Wie sonst sollten Michels- und Oberrombach zu ihren Namen gekommen sein?